Hallo Frau Werner, hallo liebes Viva Animal - Team, hallo
liebe Mar!
Ich möchte mich heute, nach einem halben Jahr in
Deutschland, einmal melden und kurz berichten, wie es mir
ergangen ist und wie es mir jetzt geht.
Ende Juli bin ich nach Deutschland gereist und war eine
überaus ängstliche kleine Hündin.
Ich kam auf eine Pflegestelle wo noch zwei andere Hunde
wohnten, eine Hündin und ein Rüde.
Mit den Beiden habe ich mich von Anfang an verstanden, es
gab keine Probleme.
Stubenrein war ich auch ziemlich schnell, schon nach einem
Tag habe ich begriffen, wo man seine Geschäfte erledigt.
Allerdings bin ich nur mit Leine in den Garten gegangen,
anders ging es in der ersten Zeit nicht.
Aber vor Menschen hatte ich wahnsinnig viel Angst.
Mein Pflegefrauchen hatte jeden Tag Mühe vor dem Gassi
gehen, mir mein Geschirr und mein Halsband anzuziehen,
ich habe mich in die hinterste Ecke meines Bettchens
verkrochen oder mich ganz flach auf den Boden gelegt,
solche Angst hatte ich. Gebissen oder geschnappt habe ich
aber nie.
Draußen in der Natur war ich gleich Feuer und Flamme.
Zwar mußte ich an der Leine laufen aber es war trotzdem
alles so mega spannend, ich konnte viel schnüffeln und nach
Mäusen buddeln, die ich dann auch irgendwann gefressen
habe, nach dem Rosie, das ist die Hündin, die mit in unserem
Haushalt lebt, gezeigt hat wie es geht.
Den Menschen draußen bin ich sehr ängstlich begegnet.
Ich habe entweder einen riesigen Bogen um sie gemacht
oder ich habe mich im Gebüsch verkrochen. Am liebsten
wäre ich geflüchtet, wenn nicht die Leine gewesen wäre.
Das Alles gehört jetzt aber der Vergangenheit an.
Anfang Oktober bin ich an der langen Schleppleine gelaufen,
ca 14 Tage und dann durfte ich endlich meine Freiheit
genießen, ohne Leine.
Mein Pflegefrauchen hat mich sehr gelobt, weil ich alles
schon so gut mache und auch auf meinen Namen höre,
wenn sie mich ruft. Dann haben wir es einfach mal riskiert.
Und es hat super geklappt. Seit dem laufe ich ohne Leine
und bin sehr glücklich.
Ich bin sehr neugierig auf all die Gerüche, die ich vorher
nicht kannte und habe aus diesem Grund draußen sehr viel
Arbeit. Ich bin nur in Bewegung, schnüffeln, laufen, mit Rosie
um die Wette rennen, nach Mäusen buddeln usw. Das ist
jedesmal ganz schön anstrengend, ich bin ja auch nicht mehr
die Jüngste ( 8 Jahre war ich im Oktober 2015 ), aber ich fühle
mich noch top fit, kann locker mit den jüngeren mithalten.
Nach 1,5 bis 2 Stunden vormittags und das Gleiche auch
nochmal am Nachmittag muss ich mich dann aber doch
auch etwas ausruhen und schlafen. Vorher gibt es noch das
leckere Futter, was ich so liebe und ein paar Streichel- und
Schmuseeinheiten, dann fallen die Augen von alleine zu.
Im Dezember 2015 hat mein Pflegefrauchen mich gefragt, ob
ich für immer bei ihnen bleiben möchte. Ich hatte in der
ganzen Zeit, die ich in Deutschland war, keine einzige
Anfrage.
Wahrscheinlich weil ich soviel Angst hatte aber es ist ja
schon soviel besser geworden und wir sind alle davon
überzeugt, das es noch besser wird. Man braucht sehr viel
Geduld und Zeit für solche Hunde wie mich, dann wird es
schon.
Schade das es so wenige Menschen gibt wie meine Familie.
Es sitzen so viele ängstliche Hunde in den Tierheimen die
auch eine Chance verdient haben, ihre Angst los zu werden.
Natürlich habe ich mich sehr gefreut, das ich in der Familie
bleiben darf. Ich habe mir auch viel Mühe gegeben um alles
richtig zu machen.
Jedenfalls geht es mir super, super gut und ich bin eine
glückliche Hündin geworden, die viel nach zuholen hat. Ich
war ja auch 6 Jahre im Tierheim, das ist schon eine lange
Zeit.
Jetzt habe ich meine kuschligen Bettchen, mein tolles Futter,
meinen täglichen Auslauf, nette Hundekumpel, meine
Menschen die mich lieben und verwöhnen, was will ich
mehr?
Fremde Menschen sind mir aber immer noch sehr suspekt.
Da mache ich lieber einen großen Bogen und betrachte das
Ganze mit einem gewissen Sicherheitsabstand.
Mein Frauchen sagt, das es nicht schlimm ist.
Beim Lory ( das ist der Rüde, der mit zu meiner Familie
gehört ) war es auch so.
Jetzt, nach drei Jahren in Deutschland, ist er erst richtig cool
geworden.
Da bin ich ja gespannt wie lange es bei mir dauert.
Aber wenn es auch so bleibt wie es jetzt ist, ist es auch ok
und man kann damit leben, sagt mein Frauchen. Hauptsache
innerhalb der Familie klappt alles, zu Fremden muss man
nicht unbedingt laufen, man weis ja nie. Auch hier in
Deutschland gibt es Menschen, die nicht gerade nett und
freundlich zu uns Hunden sind. Da ist eine gewisse Vorsicht
und Zurückhaltung nicht das Schlechteste.
Jetzt muss ich aber langsam Schluß machen mit meiner
Berichterstattung.
Ich muss noch etwas schlafen bis zum nächsten Gassigang.
Bei Gelegenheit werde ich mich mal wieder melden und
weiter berichten, wie es mit meiner noch vorhandenen
Restangst geworden ist.
Zum Ende möchte ich mich noch recht herzlich bei meiner
Vermittlerin Frau Werner, bei meiner Tierheimleiterin Mar in
Jaen ( Andalusien ) und beim gesamten Viva Animal Team
bedanken, das mir dies alles ermöglicht hat und ich jetzt, für
den Rest meines Lebens, ein schönes zu Hause und eine
nette Familie gefunden habe mit der ich glücklich sein darf.
Vielen, vielen Dank!
Eure Bimba